Jeder Reifen hat seine Stärken und Schwächen, egal ob altes oder neues Modell!
Ich bin die letzten 3 Jahre PiPo 2ct gefahren und letztes Jahr habe ich erstmals (weil der PiPo ja ach so überholt sei) den Metzler M5 aufgezogen um mir selbst ein Bild machen zu können.
Meine Erfahrungen:
- Vor 3 Jahren, Juli, deutsche Mittelgebirge, Regen, ~15°C. Zu dritt gefahren (gleiches Tempo, gleiche Linie): Kumpel mit BT016 (nicht pro) -> Rutscher übers Vorderrad, fast hingelegt und Mopped mit Bein wieder hochgedrückt, rießen Schwein gehabt; Kumpel mit normalem PiPo -> Rutscher Hinterrad, weniger dramatisch, trotzdem nicht toll; Ich mit PiPo 2ct -> kein einziger Rutscher, Reifen vermittelte immer ein souveränes Gripniveau.
- Vor 2 Jahren, August, Vogesen, Sonne, ~30°C. Alleine mit Sozius unterwegs auf PiPo 2ct. Bei harter Gangart schmiert der Reifen übers Hinterrad -> Zu heiß für den 2ct
- Letztes Jahr, Ende September, Alpen, am Morgen ~ 15°C, feuchte Straßen. Zu dritt unterwegs, 1x Metzler K3, 1x normaler PiPo, ich mit Metzler M5: Alle tanzen den Eiertanz auf dem Hinterrad. -> Ich bin überzeugt, der 2ct hätte hier super Dienste geleistet.
Fazit: Jeder Reifen hat sein Temperaturfenster in dem er optimal arbeitet. Das vom PiPo 2ct liegt vergleichweise niedrig, was ihn zu einem super Begleiter bei kühleren und/oder feuchten-nassen Bedingungen macht. Die Kehrseite ist, dass er im Hochsommer unter Ausnutzung der maximalen Leistung unserer Motorräder (eine 1000er fordert den Reifen auch mehr als eine 600er) schneller zu heiß wird. Der normale PiPo verhält sich hier aufgrund der härteren Mischung auf den Flanken unproblematischer, bietet dafür aber nicht so viel Sicherheit wenn es kühl und feucht wird.
Noch dazu vermittelt der PiPo allgemein dem Fahrer sehr viel vertrauen. Was glaube ich der Hauptgrund dafür ist, dass ihn früher wie immernoch heute sehr viele fahren! Zum Metzler M5 konnte ich persönlich bisher nie wirklich viel Vertrauen aufbauen, weshalb er wenn der aktuelle Satz abgefahren ist wohl ersetzt wird. Was es dann wird weiß ich noch nicht. Entweder ich ziehe wieder mein "Wohnzimmer" PiPo 2ct auf, oder ich teste den BT016pro, der mir auf der 750L1 Vorführmaschine ein gutes Gefühl vermitteln konnte, wobei ich nicht weiß welchen Anteil der Reifen und welchen Anteil das neue Fahrwerk/die Gewichtsreduktion dabei hatten.
Es ist sicher so, dass sich der PiPo 2ct OBJEKTIV betrachtet in vielen Belangen den Neuentwicklungen geschlagen geben muss. Jedoch bietet er gerade unter schlechteren Bedingungen eine Top-Performance die von vielen Konkurrenzprodukten glaube ich NICHT erreicht wird. Dazu kommt, dass die meisten von uns das erweiterte Potential der Neuentwicklungen sowieso nie ausschöpfen werden und daher ein "alter" PiPo (2ct) der ein bekanntes Verhalten zeigt und sehr viel Vertrauen vermittelt dann eben doch der "bessere" Reifen ist.
Beim Thema Reifen wird das Motorradvolk nie auf einen Nenner kommen, weil jeder einen anderen Fahrstil hat, jeder bei anderen Bingungen fährt und jeder einen Reifen anders empfindet. Das ist auch sehr viel Kopfsache, gerade wenn man kein Vollprofi ist. Letztlich muss daher jeder seine eigenen Erfahrungen machen und ich denke es auch nicht verkehrt, wie ich mit dem M5, mal etwas neues auszuprobieren. Wenn Du jedoch deine Gixxe erst seit letztem Jahr hast, würde ich dir aufgrund der genannten Vorteile raten erstmal beim PiPo 2ct zu bleiben. Diesen Reifen kennst du, du kommst mit ihm gut zurecht und er wird dir auf der geplanten Tour ein treuer Begleiter sein!
Andere Reifen kannst du später immernoch ausprobieren und dir wird es mit steigender Fahrpraxis auch leichter Fallen, diesen nach deinem persönlichen Empfinden zu bewerten.