H-AJ
Gixxer
Themenstarter
Hallo,
damit ich beim nächsten Mal mehr normale Leute dort treffe, die Supersportler fahren, schreibe ich Euch hier meine Erfahrungen vom Kurventraining am Bilster Berg.
Im Gegensatz zu einem (freien) Renntraining wird in einem Kurventraining ausschließlich hinter einem Instruktor gefahren. In der Gruppe darf nicht überholt werden. Der Instruktor lotst die Gruppe über die Strecke, indem er vereinbarte Handzeichen gibt und die Gruppe bei bestimmten Situation z.B. Blinker setzen muss, um anderen, die schneller sind, zu zeigen, was sie fahrtechnisch vor hat. Gefahren wird mit straßenzugelassenen Maschinen in - aus Sicht von Renntraining-Teilnehmern - sehr moderater Geschwindigkeit.
(Gibt ´ne schöne Abbildung auf den Seiten von "Motorrad", die zeigt wie sich Supersportlerfahrer untereinander sehen. Abgebildet ist da eine Weinbergschnecke, was ich sehr passend für uns fand.)
Nummernschilder, Spiegel, Ständer, Scheinwerfer, Blinker - die Motorräder bleiben so wie sie sind, was auch für die Reifen gilt, denn gefahren wird auch hier mit den normalen für diese Maschine auf der Straße zugelassenen Reifen. Natürlich können Teile abgebaut werden, das muss aber nicht sein, denn in der Regel ist die Gefahr bei einem Instruktor-Kurventraining zu Schaden zu kommen, aus meiner Sicht fast geringer als bei einem ADAC-Sicherheitstraining, sofern man für sich selbst beschließt, im Zweifelsfall auf einen Turn zu verzichten, wenn die eigene Konzentration nachlässt oder aber die Bereitschaft da ist, auf Einschätzung des Instruktors in eine Gruppe zu wechseln, die eher den eigenen Fähigkeiten oder dem Fahrstil entspricht.
Ein Kurventraining ist aus diesem Blickwinkel betrachtet im Vergleich zu einem Renntraining erstmal grundsätzlich kostengünstig und einfach in die Tat umzusetzen, denn man braucht keinen Transporter für´s Bike, keinen Werkzeugkoffer oder Ersatzreifen. - Wer neue Reifen braucht, egal ob es Slicks o. ä. für die Teilnahme sein sollen oder eben anschließend neue Straßenreifen, kann welche vorbestellen und vor Ort montieren lassen. Dennoch galten - zumindest bei dieser Veranstaltung die gleichen Voraussetzungen an die Schutzkleidung wie für Renntrainings.
Die Gruppeneinteilung wurde durch das Motorrad Action Team bereits im Vorfeld anhand der Angaben oder der persönlichen Bekanntheit der Teilnehmer vorgenommen. Ich bin mir nicht sicher, was dabei die ausschlaggebene Rolle gespielt haben könnte. Der gefahrene Maschinentyp kann es eigentlich eher nicht sein. Vielleicht die gefahrenen Kilometer pro Jahr, die Fahrerfahrung, das Alter? - Für unsere Gruppe hat das wirklich nicht geklappt, bei anderen schien es hingegen gut zu passen.
Ich muss gestehen, ich bin das ganze etwas blindäugig angegangen, war vorher auch noch krank und nur bedingt fit. Geplant hatte ich dieses Training als das zweite im Jahr. Das wäre, im Nachhinein betrachtet, effektiver gewesen, denn für den Bilster Berg sollte man besser schon einige wirklich schnelle Kilometer auf dem Motorrad hinter sich haben. Meine Suzi war gerade erst einigermaßen eingefahren und auf so einer großen Strecke mit so vielen anderen zusammen bin ich vorher auch noch nie unterwegs gewesen. Zudem hatte ich es definitiv versäumt, mir wenigstens ein paar Videos von der Strecke anzusehen. Da die Strecke gleich um die Ecke ist, bin ich es locker angegangen, so als fährt man mal los, um sich die Externsteine oder den Hermann anzusehen. Tatsächlich war meine Hauptmotivation: Über die Strecke wurde so viel geschrieben - ich wohn fast da, ich will wissen, wie sie ist!
Der Bilster Berg ist eine wunderschöne, abwechslungsreiche Strecke. Für ein erstes Kurventraining auf einer Rennstrecke kann ich sie aber nur bedingt empfehlen, denn es war für mich sehr schwer, mir überhaupt erstmal die Reihenfolge der Kurven zu merken. Oft sind Kurven nicht einsehbar, die Strecke ist auch nicht auf "höchste Geschwindigkeit" hin optimiert, sondern wirkt eher wie eine überdimensionierte, top in Schuss gehaltene Landstraße durchs Weserbergland, die ihre Tücken, aber doch wenigstens keinen Gegenverkehr hat. Es macht sogar Spaß, sich beim Fahren die Landschaft anzuschauen.
An einer Stelle habe ich beispielsweise gedacht, es geht einfach ganz gemütlich nach links. Das war auch der Fall, jedoch mit einem vorher nicht erahnbaren Gefälle von immerhin 26% und auf den ersten Blick "mysteriös" gestaltetem Fahrbahnprofil. Wenn man sie zum ersten Mal selbst gesehen und gefahren ist und die Stelle kennt, ist sie sehr reizvoll, aber beim aller ersten Reinfahren, hab ich vor Schreck über so eine "Zumutung" glatt vergessen zu atmen. Da brachte dann auch die nachfolgende blinde Kuppe keine echte Erleichterung. "Scheiße! Für sowas zahle ich auch noch Geld??" - Schon in der zweiten Runde, hat es dann tatsächlich Spaß gemacht und ich fand genau diese Stelle richtig klasse zum Fahren, aber bei 96 km/h war es auch genug für mich.
Als zweites, wirklich extrem gravierendes Problem entpuppte sich, dass ich zu den Alleinfahrern gehöre. Ich mag es schon nicht, mit anderen zusammen in der Gruppe Fahrrad zu fahren. Mit anderen Worten, ich fahre so langsam oder so schnell wie es mir gerade in den Sinn kommt. Ich halte Sicherheitsabstände, die echte Sicherheitsabstände sind und ich überhole oder lege eine Fahrpause ein, wenn ich einem aus meiner Sicht schlechtem Fahrer endgültig entkommen will. Erscheint mir etwas gefährlich, bin ich vorsichtig und ggf. wirklich langsam. Finde ich jemanden, der gut und schnell in Sichtweite vor mir herfährt, dann rase ich liebend gern für eine Weile hinterher. In der Straßenpraxis hat es sich bislang bewährt und ein paarmal durfte ich mein Leben behalten, wo es sonst bitterlich geknallt hätte, weil die Situation genauso eintraf wie ich sie mir gerade schlimmst möglich ausgemalt hatte: Gülle-Trecker schneidet uneinsehbare Kurve, Sattelschlepper braucht in Serpentine komplette Fahrbahnbreite, älterer Herr nimmt die Vorfahrt, der sieht mich nicht - der fährt jetzt raus. Für mich ist es hochgradig schwierig, dieses Sicherheitsdenken für eine Rennstreckenfahrt von jetzt auf gleich ad acta zu legen. Dafür fahre ich wohl auch zu oft "touristisch". Das finde ich an der Gixxe so erstaunlich. Man kann sie sogar fahren wie einen alten ausgelutschten Opel Commodore und sie nimmt es klaglos hin, sofern man nicht versucht, sie dafür extra zurück in den ersten Gang zu würgen.
Aber der Reihe nach:
Die Anfahrt zum Bilster Berg, nachdem man das Pförtnerhäuschen passiert und den Eintritts-Schein vorgezeigt hat, ist schon eine schöne Sache. Ist man das erste Mal dort, kann ich nur empfehlen, wirklich auf den freundlichen Pförtner zu hören, wo man genau herfahren soll, sonst verfranst man sich womöglich. Die ganze Anlage macht einen äußerst gepflegten Eindruck.
Nach etlichen Kurven traf ich auf die wilde Meute, die sich zum Training (kombiniertes Kurven- und Rennstreckentraining) eingefunden hatte. Soviel Dekadenz habe ich selten gesehen. Neuste Transporter der Luxusklasse, neuste Hänger, neuste Maschinen, alles fein herausgeputzt. Habe mich alles in allem nur gefragt, warum der ein oder andere nicht dann doch mal auch noch seine Lederkombi ab und an wienert. Aber die Herren, alles gestandene Männer in der zweiten Lebenshälfte mit Frau und Kind zu Haus im trauten Heim, müssen wohl auch irgendwie zeigen, dass sie doch noch echte Kerle sind und nicht nur Spitzenverdiener in gehobenen Führungspositionen. Der Begriff Zahnwalt-Rennen hat seine Berechtigung. Natürlich gibt es auch ein paar einfach nur Renn-Begeisterte, aber die - so kam es mir vor - waren in der Minderheit oder verhielten sich einfach unauffällig. Ich meine gelesen zu haben, dass die Tagesmiete für die Strecke 15000 Euro beträgt.
Alles in allem herrschte ein komplettes Durcheinander. Es war nicht zu erkennen, was man als Teilnehmerin als nächstes zu tun hatte. Da irgendwo bei einem Stand eine lange Schlange war, parkte ich mal mitten auf der Straße hinter ein paar anderen Motorrädern mit Nummernschildern und stellte mich erwartungsvoll an. Das war richtig.
Verzichtserklärung unterschreiben. Guppeneinteilung bekommen, Namenaufkleber für die Kombi erhalten, Perso und 10 Euro abgeben - im Tausch gegen einen Transponder mit Halterung mit Kabelbindern. T-Shirt gab‘s auch noch. Hatte ich gar nicht gewusst. Außerdem war mein Transponder noch nicht vor Ort.
Der Transponder ist eine Besonderheit vom Bilster Berg. Ein kleiner roter Kasten, der das Motorrad identifiziert. So können Rundenzeiten ermittelt werden und ebenfalls die Geräuschkulisse für jedes Motorrad (am Messpunkt). Da ich eine Navi-Halterung habe, passte der Transponder quer genau dort hinein und ich konnte ihn festzurren. Wenn man ihn verliert oder er zu Schaden kommt, ist man 500 Euro ärmer, was aber >80% der Teilnehmer wohl eher nichts ausgemacht hätte.
Danach kam der technische Check. Leider war gar nicht zu erkennen, wer prüfte und wer Fahrer war. Ich schob mein Motorrad einfach in die Nähe bis irgendwer es sich ansah und mir den Nummernaufkleber gab. Da ich auch nicht wusste, ob jetzt was abgeklebt werden sollte oder nicht, klebte ich demonstrativ mit Malerkrepp, was mir Hohn und Spott von den "Rennfahrern" einbrachte, aber durch den Instruktor dann später schnell und rückstandsfrei wieder entfernt werden konnte.
Teil II folgt...
damit ich beim nächsten Mal mehr normale Leute dort treffe, die Supersportler fahren, schreibe ich Euch hier meine Erfahrungen vom Kurventraining am Bilster Berg.
Im Gegensatz zu einem (freien) Renntraining wird in einem Kurventraining ausschließlich hinter einem Instruktor gefahren. In der Gruppe darf nicht überholt werden. Der Instruktor lotst die Gruppe über die Strecke, indem er vereinbarte Handzeichen gibt und die Gruppe bei bestimmten Situation z.B. Blinker setzen muss, um anderen, die schneller sind, zu zeigen, was sie fahrtechnisch vor hat. Gefahren wird mit straßenzugelassenen Maschinen in - aus Sicht von Renntraining-Teilnehmern - sehr moderater Geschwindigkeit.
(Gibt ´ne schöne Abbildung auf den Seiten von "Motorrad", die zeigt wie sich Supersportlerfahrer untereinander sehen. Abgebildet ist da eine Weinbergschnecke, was ich sehr passend für uns fand.)
Nummernschilder, Spiegel, Ständer, Scheinwerfer, Blinker - die Motorräder bleiben so wie sie sind, was auch für die Reifen gilt, denn gefahren wird auch hier mit den normalen für diese Maschine auf der Straße zugelassenen Reifen. Natürlich können Teile abgebaut werden, das muss aber nicht sein, denn in der Regel ist die Gefahr bei einem Instruktor-Kurventraining zu Schaden zu kommen, aus meiner Sicht fast geringer als bei einem ADAC-Sicherheitstraining, sofern man für sich selbst beschließt, im Zweifelsfall auf einen Turn zu verzichten, wenn die eigene Konzentration nachlässt oder aber die Bereitschaft da ist, auf Einschätzung des Instruktors in eine Gruppe zu wechseln, die eher den eigenen Fähigkeiten oder dem Fahrstil entspricht.
Ein Kurventraining ist aus diesem Blickwinkel betrachtet im Vergleich zu einem Renntraining erstmal grundsätzlich kostengünstig und einfach in die Tat umzusetzen, denn man braucht keinen Transporter für´s Bike, keinen Werkzeugkoffer oder Ersatzreifen. - Wer neue Reifen braucht, egal ob es Slicks o. ä. für die Teilnahme sein sollen oder eben anschließend neue Straßenreifen, kann welche vorbestellen und vor Ort montieren lassen. Dennoch galten - zumindest bei dieser Veranstaltung die gleichen Voraussetzungen an die Schutzkleidung wie für Renntrainings.
Die Gruppeneinteilung wurde durch das Motorrad Action Team bereits im Vorfeld anhand der Angaben oder der persönlichen Bekanntheit der Teilnehmer vorgenommen. Ich bin mir nicht sicher, was dabei die ausschlaggebene Rolle gespielt haben könnte. Der gefahrene Maschinentyp kann es eigentlich eher nicht sein. Vielleicht die gefahrenen Kilometer pro Jahr, die Fahrerfahrung, das Alter? - Für unsere Gruppe hat das wirklich nicht geklappt, bei anderen schien es hingegen gut zu passen.
Ich muss gestehen, ich bin das ganze etwas blindäugig angegangen, war vorher auch noch krank und nur bedingt fit. Geplant hatte ich dieses Training als das zweite im Jahr. Das wäre, im Nachhinein betrachtet, effektiver gewesen, denn für den Bilster Berg sollte man besser schon einige wirklich schnelle Kilometer auf dem Motorrad hinter sich haben. Meine Suzi war gerade erst einigermaßen eingefahren und auf so einer großen Strecke mit so vielen anderen zusammen bin ich vorher auch noch nie unterwegs gewesen. Zudem hatte ich es definitiv versäumt, mir wenigstens ein paar Videos von der Strecke anzusehen. Da die Strecke gleich um die Ecke ist, bin ich es locker angegangen, so als fährt man mal los, um sich die Externsteine oder den Hermann anzusehen. Tatsächlich war meine Hauptmotivation: Über die Strecke wurde so viel geschrieben - ich wohn fast da, ich will wissen, wie sie ist!
Der Bilster Berg ist eine wunderschöne, abwechslungsreiche Strecke. Für ein erstes Kurventraining auf einer Rennstrecke kann ich sie aber nur bedingt empfehlen, denn es war für mich sehr schwer, mir überhaupt erstmal die Reihenfolge der Kurven zu merken. Oft sind Kurven nicht einsehbar, die Strecke ist auch nicht auf "höchste Geschwindigkeit" hin optimiert, sondern wirkt eher wie eine überdimensionierte, top in Schuss gehaltene Landstraße durchs Weserbergland, die ihre Tücken, aber doch wenigstens keinen Gegenverkehr hat. Es macht sogar Spaß, sich beim Fahren die Landschaft anzuschauen.
An einer Stelle habe ich beispielsweise gedacht, es geht einfach ganz gemütlich nach links. Das war auch der Fall, jedoch mit einem vorher nicht erahnbaren Gefälle von immerhin 26% und auf den ersten Blick "mysteriös" gestaltetem Fahrbahnprofil. Wenn man sie zum ersten Mal selbst gesehen und gefahren ist und die Stelle kennt, ist sie sehr reizvoll, aber beim aller ersten Reinfahren, hab ich vor Schreck über so eine "Zumutung" glatt vergessen zu atmen. Da brachte dann auch die nachfolgende blinde Kuppe keine echte Erleichterung. "Scheiße! Für sowas zahle ich auch noch Geld??" - Schon in der zweiten Runde, hat es dann tatsächlich Spaß gemacht und ich fand genau diese Stelle richtig klasse zum Fahren, aber bei 96 km/h war es auch genug für mich.
Als zweites, wirklich extrem gravierendes Problem entpuppte sich, dass ich zu den Alleinfahrern gehöre. Ich mag es schon nicht, mit anderen zusammen in der Gruppe Fahrrad zu fahren. Mit anderen Worten, ich fahre so langsam oder so schnell wie es mir gerade in den Sinn kommt. Ich halte Sicherheitsabstände, die echte Sicherheitsabstände sind und ich überhole oder lege eine Fahrpause ein, wenn ich einem aus meiner Sicht schlechtem Fahrer endgültig entkommen will. Erscheint mir etwas gefährlich, bin ich vorsichtig und ggf. wirklich langsam. Finde ich jemanden, der gut und schnell in Sichtweite vor mir herfährt, dann rase ich liebend gern für eine Weile hinterher. In der Straßenpraxis hat es sich bislang bewährt und ein paarmal durfte ich mein Leben behalten, wo es sonst bitterlich geknallt hätte, weil die Situation genauso eintraf wie ich sie mir gerade schlimmst möglich ausgemalt hatte: Gülle-Trecker schneidet uneinsehbare Kurve, Sattelschlepper braucht in Serpentine komplette Fahrbahnbreite, älterer Herr nimmt die Vorfahrt, der sieht mich nicht - der fährt jetzt raus. Für mich ist es hochgradig schwierig, dieses Sicherheitsdenken für eine Rennstreckenfahrt von jetzt auf gleich ad acta zu legen. Dafür fahre ich wohl auch zu oft "touristisch". Das finde ich an der Gixxe so erstaunlich. Man kann sie sogar fahren wie einen alten ausgelutschten Opel Commodore und sie nimmt es klaglos hin, sofern man nicht versucht, sie dafür extra zurück in den ersten Gang zu würgen.
Aber der Reihe nach:
Die Anfahrt zum Bilster Berg, nachdem man das Pförtnerhäuschen passiert und den Eintritts-Schein vorgezeigt hat, ist schon eine schöne Sache. Ist man das erste Mal dort, kann ich nur empfehlen, wirklich auf den freundlichen Pförtner zu hören, wo man genau herfahren soll, sonst verfranst man sich womöglich. Die ganze Anlage macht einen äußerst gepflegten Eindruck.
Nach etlichen Kurven traf ich auf die wilde Meute, die sich zum Training (kombiniertes Kurven- und Rennstreckentraining) eingefunden hatte. Soviel Dekadenz habe ich selten gesehen. Neuste Transporter der Luxusklasse, neuste Hänger, neuste Maschinen, alles fein herausgeputzt. Habe mich alles in allem nur gefragt, warum der ein oder andere nicht dann doch mal auch noch seine Lederkombi ab und an wienert. Aber die Herren, alles gestandene Männer in der zweiten Lebenshälfte mit Frau und Kind zu Haus im trauten Heim, müssen wohl auch irgendwie zeigen, dass sie doch noch echte Kerle sind und nicht nur Spitzenverdiener in gehobenen Führungspositionen. Der Begriff Zahnwalt-Rennen hat seine Berechtigung. Natürlich gibt es auch ein paar einfach nur Renn-Begeisterte, aber die - so kam es mir vor - waren in der Minderheit oder verhielten sich einfach unauffällig. Ich meine gelesen zu haben, dass die Tagesmiete für die Strecke 15000 Euro beträgt.
Alles in allem herrschte ein komplettes Durcheinander. Es war nicht zu erkennen, was man als Teilnehmerin als nächstes zu tun hatte. Da irgendwo bei einem Stand eine lange Schlange war, parkte ich mal mitten auf der Straße hinter ein paar anderen Motorrädern mit Nummernschildern und stellte mich erwartungsvoll an. Das war richtig.
Verzichtserklärung unterschreiben. Guppeneinteilung bekommen, Namenaufkleber für die Kombi erhalten, Perso und 10 Euro abgeben - im Tausch gegen einen Transponder mit Halterung mit Kabelbindern. T-Shirt gab‘s auch noch. Hatte ich gar nicht gewusst. Außerdem war mein Transponder noch nicht vor Ort.
Der Transponder ist eine Besonderheit vom Bilster Berg. Ein kleiner roter Kasten, der das Motorrad identifiziert. So können Rundenzeiten ermittelt werden und ebenfalls die Geräuschkulisse für jedes Motorrad (am Messpunkt). Da ich eine Navi-Halterung habe, passte der Transponder quer genau dort hinein und ich konnte ihn festzurren. Wenn man ihn verliert oder er zu Schaden kommt, ist man 500 Euro ärmer, was aber >80% der Teilnehmer wohl eher nichts ausgemacht hätte.
Danach kam der technische Check. Leider war gar nicht zu erkennen, wer prüfte und wer Fahrer war. Ich schob mein Motorrad einfach in die Nähe bis irgendwer es sich ansah und mir den Nummernaufkleber gab. Da ich auch nicht wusste, ob jetzt was abgeklebt werden sollte oder nicht, klebte ich demonstrativ mit Malerkrepp, was mir Hohn und Spott von den "Rennfahrern" einbrachte, aber durch den Instruktor dann später schnell und rückstandsfrei wieder entfernt werden konnte.
Teil II folgt...