Japan Grill und der ganz normale Wahnsinn auf dem Weg zur Wohnung (Teil 1)
Hallo zusammen,
es wird mal wieder Zeit, dass ich Euch ein paar Geschichten aus Japan erzähle. Anfangen möchte ich dabei mit was einfachem, dem Wetter. Kurz gesagt es ist heiß. Meist unerträglich heiß, da hier eine Kombination aus Hitze mit extrem hoher Luftfeuchtigkeit zusammentrifft. Ich war neulich schockiert als ich mir die Werte für die Luftfeuchte angesehen habe und, ich dachte das sei nur theoretisch möglich, ich habe da Wert deutlich größer 80% gesehen. Das fühlt sich bei 36°C Außentemperatur etwa so an:
Du gehst vor die Tür und stellst Dich einfach vor die Tür. Du atmest. Du bewegst keinen Finger. Du zuckst noch nicht mal! Was passiert? Dir läuft das Wasser innerhalb kürzester Zeit in Sturzbächen die Rübe runter.
Wenn ja wenigstens ein wenig Luftbewegung wäre, aber meist an den Tagen wo es so extrem ist geht nicht mal ein laues Lüftchen.
Ok, ich will mich ja nicht beschweren es ist Sommer und der ist hier halt ein wenig heißer als Daheim
In diesem Sinne habe ich diese Folge Japan Grill genannt
Himeji ist zwar eine recht große Stadt, ähnlich groß wie Frankfurt nur von der Fläche her deutlich größer, aber wenn man im Stadtzentrum unterwegs ist, dann fällt man als Ausländer schon sehr auf. Auf der anderen Seite ist es auch ganz witzig, da die Ausländer sich auch immer wieder hier finden. Will sagen es gibt eine bestimmte Bar dort treffen sich viele Ausländer, aber auch Japaner, die beispielsweise ihr Englisch aufbessern wollen bzw. auch etwas über andere Länder erfahren möchten. Es handelt sich um die Nobu Bar. Ich würde sagen dat Dingen hat vielleicht 20qm Grundfläche und dort hinein oder, wenn es etwas angenehmer von der Temperatur und Luftfeuchte ist, stehen davor ein ganzer Haufen Leute. Durch das JET Program, Japanese Exchange and Teaching Program (
http://www.jetprogramme.org/), sind hier sehr viele „native Speakers“ anzutreffen. Die kommen hauptsächlich aus England, USA und Australien. Über diese Bar bin ich schon im April gestolpert, aber war nicht drin. Diesmal hab ich mich gleich in der zweiten Woche getraut
Es ist sehr angenehm Abends auch mal wohin zu können, wo man halbwegs verstanden wird
Das ist nicht immer ganz einfach hier, da mein Japanisch noch nicht so große Fortschritte macht – ich warte derzeit auf den Start von meinem Japanisch Kurs. Was noch angenehmer ist, ich habe dort eine Truppe von drei Deutschen kennengelernt, die von Mitsubishi hier sind um eine riesige Dreh- und Fräsmaschine Aufzubauen und in Betrieb zu nehmen. Der eine ist vor zwei Wochen wieder zurück nach Deutschland nach drei Monaten und die anderen beiden gehen Anfang September nach sechs Monaten zurück nach Deutschland. Sehr gut daran ist, dass wir uns gut über die Sachen austauschen können was weggehen oder Unternehmungen in der Umgebung angeht und man bekommt deutlich schneller Anschluss. Gut, in der Nobu Bar sowieso, weil da irgendwie jeder jeden kennenlernen will. Mittlerweile kennt man aber auch einige, die man besser nicht kennenlernen sollte
Vorteil ist halt das man Abends weggehen kann und immer irgendwo jemanden kennt. Das Nachtleben hier ist nicht so weit verstreut wie in Frankfurt beispielsweise. Hier spielt sich irgendwie alles in einer Ecke ab. Fluch und Segen zugleich
Durch Chris, einem Australier, bin ich nun auch schon das erste Mal in eine Karaoke Bar geschleift worden. Wir waren eine Truppe von 15(!?) Leuten, ich hab nicht gezählt, und wir haben zwei Stunden unser Bestes gegeben. Eine Australierin, die seit knapp einer Woche hier ist und deutsche Wurzeln hat, spricht eigentlich auch ganz gut Deutsch, hat mit Chris und mir versuch Moskau von Dschinghis Khan zu singen und am Ende haben die Japaner sogar den Refrain mit gesungen … ich sag’s ja, ich bring denen hier noch Deutsch bei
Kommen wir aber mal zu einem ganz anderen Thema: Es ist vollbracht! Endlich ich konnte in mein Häuschen einziehen! Gott, was war das eine nahezu Never-Ending-Story
Wer war schuld? Erst ham die eine Doppelbuchung auf ein und das selbe Objekt gemacht, wussten dann nicht wie die mir das beibringen sollen – dabei war mir das wurscht, ob ich links oder rechts wohne, mein persönliches Gleichgewicht wird dadurch nicht gestört
– und dann sind die Handwerker nicht fertig geworden. 2,5 Wochen länger als der ursprünglich zugesicherte Termin, d.h. ich hab auch 2,5 Wochen länger im Hotel gehaust! Morgens schon die Berieselung mit klassischer Musik, ach so, das hab ich Euch noch nicht erzählt, ich komme später noch mal darauf zurück, versprochen
Ich habe nix gegen klassische Musik! Von Zeit zu Zeit mag ich die sogar ganz gerne … ja, ich glaub ich werde Älter
Nein, mal im ernst wenn ich morgens beim Frühstück schon so schwermütige Musikstücke zu hören bekomme, dann ist mein Tag versaut. Wenn’s wenigstens was nicht einschläferndes oder fröhliches wäre. Aber nein es wird was schwermütiges gespielt. War hier nicht die Suizidrate in Japan recht hoch? Ich glaube ich weiß warum!
Na ja, mein Hotelaufenthalt ist nun vorbei und mein Häuschen wartete auf mich. Also schnell ein Auto organisiert zum Umziehen und Möbel holen. Ich habe um die Ecke vom Hotel einen Vermieter gefunden, der was passendes hatte. Einen Nissan Clipper! Das sind 3,30m mit geballten 45 PS und einer 3-Gang Automatik
Bild hab ich Euch angefügt
Aber ich muss sagen der macht Laune! Gut, ok, ist kein Nissan Skyline
aber für die Zwecke für die ich ihn brauche reicht er vollkommen. Er war trotzdem beim Auszug aus dem Hotel mit samt Fahrrad schon gut gepackt
Ist halt kein riesiges Auto.
Bei der Schlüsselübergabe waren auch noch welche vom Fernseh- und Internetprovider da, gab natürlich gleich Startschwierigkeiten
, und meine Sachen aus Deutschland wurden auch geliefert. War also gleich Fullhouse. Na ja, da war dann nix mehr mit Möbel holen. Samstags bin ich dann zum Möbelholen losgezogen. Es gibt hier einige Läden, wobei die Qualität und die Preise extrem auseinander gehen. Nitori ist derzeit mein Einrichtungshaus meiner Wahl. Es ist quasi der japanische Ikea, wobei den gibbet hier auch
, und gar nicht so schlecht vom Design und Qualität. Einziger Nachteil: Die haben hier kein riesiges Lager, so musste ich die Möbel bestellen. Als Trostpflaster bekomme ich sie dann aber geliefert und aufgebaut. Also außer ein paar kleiner Möbel muss ich mich nicht krumm machen
Nur noch auspacken und da bin ich derzeit an den Sachen, wo schon Möbel da sind dabei. Der größte Teil meiner Möbel kommt am kommenden Samstag. Da bin ich mal gespannt was für Möbelpacker kommen!? Wenn die wieder so wie die von der Umzugsfirma sind!?
Ok, ok, 50 kg schwere Bücherkisten sind schon kein Kinderspiel … vor allem nicht wenn man nur knappe 60 kg wiegt
Wer Bilder von der eingerichteten Bude sehen möchte bitte kurze Mail an mich. Ich möchte Euch nicht mit tausenden Bildern zuspamen. Ach übrigens, Spam hab ich hier im Supermarkt gesehen! Spam ist, wer’s nicht weiß, eine Marke, die Roast Beef in der Dose produziert
Das Bild musste ich leider löschen, ich bin von einem Mitarbeiter im Supermarkt angelabert worden, das ich im Supermarkt nicht fotografieren darf!
Man ist hier halt mehr als Gründlich und geht stur nach Vorschrift. Apropos Vorschrift da gibt es einen kleinen Vorfall mit der Bahn, den ich vor ein paar Wochen hatte:
Am Montag den 16.07. war hier Feiertag. Es war richtig tolles Wetter, 32 Grad im Schatten und die Luftfeuchte war nicht so hoch. Also ab aufs Fahrrad und in Richtung Ost auf dem Weg zum Strand, wenn ich schon am Meer wohne, will ich das auch mal sehen. Unterwegs noch den Mt. Kiniwa hoch, weil dort ein Aussichtspunkt ist. Auf dem Weg nach unten hab ich mir ne Schraube in den Hinterreifen gezogen. Na ja, was soll's nimmste halt den Zug. Die Station war ja nicht weit weg Matogato oder so ähnlich. Ticket gekauft, rein in den Zug und plötzlich kommt der Zugbegleiter angerannt und sacht ich kann nicht mit dem Zug fahren, weil mein Mountainbike nicht klappbar ist. Ich zeig ihm die Schraube, nix! Jetzt kam auch noch der Zugführer angehastet. Also wieder raus, aber raus aus der Station war auch nicht. Ein junges Mädel war so nett und hat mir geholfen. Ich hab sogar mein Geld wiederbekommen. Toll was!? Scheiß Bahn! Nicht mal wenn man ne Panne hat kann man auf die Ausweichen, aber dabei bleiben se ja wenigstens immer scheiße freundlich. Da mich auch kein Taxi mitgenommen hat, bin ich in der sengenden Hitze die 22 km zum Hotel zurück gelaufen! Der Sonnenbrand war übrigens nur auf der linken Seite besonders schlimm, weil von dort hat die ganze Zeit die Sonne draufgeknallt. Abkühlung haben mir die Münzwaschsalons verschafft, da dort überall ne Klima läuft … wenigstens sind die nicht so Tiefkühler à la Lawson, Family Mart und 7/11, da bin an dem Tag einmal fast erfroren!