Alltag, Besuch und "Heimaturlaub" - Teil 1
Ihr habt in der letzten Zeit nicht wirklich viel von mir gehört, da ich eigentlich nur unterwegs war und viel erlebt hab. Schlafen muss ich ja auch ab und zu
Mir ist auch aufgefallen, dass ich nichts über den Besuch meiner Eltern geschrieben hab und mittlerweile hab ich sogar schon das zweite Mal in Japan Besuch gehabt. Die Abreise meiner Eltern fiel ausgerechnet in die Zeit des „Schwarzen Samstag“ und da hatte ich andere Dinge im Kopf und hab dann ganz verdrängt was darüber zu schreiben. Ja, und „Heimaturlaub“ hab ich ja auch noch gehabt
Aber schön der Reihe nach! Meine Eltern haben mich im September besucht. Ich hatte neben einem Feiertag auch vier Tage frei – eigentlich Company Holidays, aber die muss man mit seinen Urlaubstagen bestreiten. Es gibt hier zwei Arten von Company Holidays, die einen wo man quasi zusätzliche Urlaubstage hat oder die anderen wo man, hier in einer bestimmten Woche, frei nimmt, aber das von den eigenen Urlaubstagen abgeht. Na wie dem auch sei war ich mehr als gespannt was meine Eltern zu Japan sagen. Hinzukam es war ihr erster Flug überhaupt und dann gleich 12 Stunden. Dann musste auch direkt noch die Taifun-Saison starten, also die Wahrscheinlichkeit dass es holprig wird ist auch noch groß. Na prima dachte ich, aber da müssen sie jetzt durch! Da ich ja noch kein Auto hatte hab ich erst mal einen Mietwagen organisiert. Stilecht japanisch ein Kei-Car
sprich eine Sardinendose mit den Abmaßen 3,39m für die Länge und 1,475m für die Breite mit einem 660ccm Motor mit der geballten Power von 52 (oder 64) Ponys
Wer mehr wissen will schaut unter diesem Link
http://de.wikipedia.org/wiki/Kei-Car. Also samstags reichlich früh los nach Osaka zum Flughafen und die beiden Abholen. Beide sahen recht fit nach dem lange Flug aus und hatten bereits ihren Spaß hier mit den lustigen kleinen Uniformierten. Nix weltbewegendes aber da meine Mutter kein Englisch spricht sind das dann die kleinen Herausforderungen beim Reisen
Auf dem Rückweg war natürlich erst mal alles neu und ungewohnt. In Himeji haben beide dann doch keine Ruhe gegeben und wir haben ein wenig die Stadt in einem ersten „kleinen“ Rundgang erkundet. Der Rest des Tags war noch recht ruhig, aber dann hatten wir volles Programm: Himeji, Mount Shosha Engyoji Tempel (da wurde u.a. „Last Samurai“ gedreht), Hiroshima, Ako. Eine Woche alles rund um Himeji versucht zu erkunden, aber man darf auch nicht vergessen, es war zwar Mitte September, bei Durchschnittlich 30°C und etwas Luftfeuchte wie Ihr ja wisst
daher haben wir es auch nicht übertreiben wollen.
Hiroshima war mehr als beeindruckend! Anders kann ich es nicht beschreiben. Wie die Japaner den Wiederaufbau vorangetrieben haben in einer Gegend, wo alle Wissenschaftler gemeint hatten, die nächsten 50 Jahre wird dort nicht ein Blatt grün werden. Bereits im Frühling drauf begann es wieder zu grünen. Erstaunlich! Erstaunlich wie unbeirrt die Japaner die Stadt wieder aufgebaut haben. Der Friedenspark ist schon sehr interessant. Natürlich das Gebäude der IHK, welches als eines der Symbole für die Bombe steht, und dann das Museum. Es gibt sogar einen Deutschen Sprachführer, der einen durch die Ausstellung führt. Erschreckendes was man u.a. aus den ehemaligen Geheimdokumenten der Amerikaner zu lesen bekommt, was man an Modellen der Stadt sieht und was es an Video- und Tondokumente gibt. Auch gibt es Exponate wie ein Teil einer Treppe mit zugehöriger Wand, wo die Umrisse eines Menschen deutlich werden. Dieser Teil Treppe und Wand stammt von einer Bank aus der Nähe des Ortes wo die Bombe gezündet wurde. Die Person hatte vor der Bank gewartet und verbrannte bei der Explosion vollständig. Nur ein heller Schatten blieb zurück, der Rest der Wand und Treppe waren stark geschwärzt. Hammer ist auch wie viele Schulklassen dort durchgeschleust werden … alles sogar recht zivilisiert! Na ja, und dann wollten wir spontan noch ins Mazda Museum. Leider ist das nicht so einfach! Nur mit Voranmeldung und die Starten nur zweimal am Tag, dann allerdings mit Führung. Was soll’s! Sind wir wieder in Richtung Himeji aufgebrochen. Aber nicht ohne eine weitere Kuriosität zu entdecken: Deutsche Nummernschilder unter den Japanischen! Das ist der Renner hier drüben. Teilweise werden bis zu 15,000 JPY (in etwa 150 Euro) bezahlt. Richtig krass!
Die nächste Besichtigung war einen Tag später Mt. Shosha (Engyoji Tempel), wo u.a. „Last Samurai“ gedreht wurde. Um es kurz zu machen: Interessant aber Touristen-Abzocke! Hochfahren mit der Seilbahn, ok, alternative ist 2,5 Stunden laufen, oben erst Eintritt plus eigentlich ein Platz im Bus, wir sind aber gelaufen, und schon bist du knapp 16 Euro los
Wenn man dann rumläuft fragt man sich für was die ganze Kohle verwendet wird, da die Anlage in einem nicht wirklich guten Zustand ist. Vieles ist dreckig oder vergammelt. In der Ausstellung war alles stark verstaubt und um ein paar Zeichen kritzeln zu lernen hätte man noch mal knapp 5 Euro hinlegen dürfen. Aber gut ist ja nicht überall so.
In der zweiten Woche musste ich wieder Arbeiten und meine Eltern konnten sich alleine in Himeji vergnügen. Nach dem meine Eltern ja schon einige Dinge der japanischen Küche schätzen gelernt haben, wie meinen Lieblings-Ramen-Shop Koba & More, haben meine Eltern auch freiwillig einige witzige Begegnungen mit japanischen Lebensmitteln gehabt
Es empfiehlt sich immer die Brille dabei zu haben, da sich vermeintliche Schokolade auch mal als süße Bohnepaste entpuppt, und grundsätzlich scharfes nicht auf dem Löffel ausprobieren. Schon nicht wenn man mich die scharfen Soßen einkaufen lässt
Aber beide haben sich mehr als gut geschlagen und auch sehr viel entdeckt und erfahren was ich teilweise auch noch nicht kannte. Ich fand das richtig gut da ich ja weiß wie schwierig in Japan selbst vermeintlich einfache Dinge sind. Und es hat sie vielleicht ein wenig sensibler gemacht wenn ich mich über was beschwere, da sie einiges selber gesehen haben.
Na ja, die zwei Wochen waren ja auch recht schnell um wie ich fand, aber Benny wartete in der Hundepension und ich selber hatte ja nicht so viel Zeit … dachte ich! Dann kam ja der besagte „Schwarze Samstag“ und plötzlich hatte ich viel Zeit. So spielt das Leben! Immer unberechenbar!
Da wir ja auf Grund des „Schwarzen Samstag“ eigentlich nicht so wirklich groß in der Öffentlichkeit auftauchen sollten, habe ich es vorgezogen öfter mal nach Kobe zu fahren, dort auch das Nachtleben mir anzuschauen, dabei auch mal wieder gelernt, dass es verdammt lang sein kann wenn ein Club um 5:30 Uhr schließt und man noch eine Stunde auf den nächsten Zug warten muss
Prinzipiell ist Kobe schon eine andere Welt, da es so viel mehr Menschen gibt, die dort abends noch unterwegs sind. Es gibt ein so riesiges Angebot was man dort anstellen kann, dass kann schon ein wenig überfordern
Aber durch die mittlerweile größer werdende Zahl der Bekannten in Himeji ist man auch nicht unbedingt immer alleine unterwegs. Aber ich erspare Euch Details
Wobei Karaoke macht mittlerweile schon Spaß wenn man mit den richtigen Leuten unterwegs ist und sich selber nicht zu ernst nimmt. Übrigens gehen die Japaner voll auf Schlager aus der Neuen Deutschen Welle Zeit ab … ich musste mehr als einmal „Moskau“ zum Besten geben … aber mit fünf Japanern, die alle samt erschreckend Textsicher waren!
Der Dezember war recht turbulent! Angefangen bei meinem ersten Trip nach Tokyo. Na ja, viel hab ich von der Stadt nicht gesehen, da ich auf die Jahresendfeier unserer Firma nach Tokyo eingeladen war. Und da war es wieder! Ein Phänomen, was ich bisher nur in Japan erlebt habe: Partys – auch Hochzeiten - haben ein fixes und festes Timing! Die Jahresendfeier ging genau 2,5 Stunden und dann war Schluss!
Unglaublich aber wahr! Alles war perfekt getimt! Gut, alle die im selben Hotel wie ich waren, sind noch in die Hotelbar. Aber es war recht ruhig. Komplett anders zu „alten“ Weihnachtsfeiern in Deutschland. Mittlerweile ändert sich das aber leider auch in Deutschland
… bloß nicht zu lange und ausschweifend.