Leben und Arbeiten in Japan
Ja ich schon wieder
Ich hab ja angedroht, dass ich versuchen werde öfter zu schreiben und ich habe gerade mal ein wenig Zeit zwischendurch. Ich bin so oft gefragt worden über Leben und Arbeiten in Japan, dass ich alles mal zusammenschreiben wollte was ich so mittlerweile erlebt und erfahren habe.
Arbeiten in Japan
Hier geht es nicht um mich und meine Arbeit, da ich für japanische Verhältnisse doch recht ausgefallen bin. Ich möchte Euch hier ein wenig mehr über die breite Masse der Japaner erzählen. In Japan arbeiten eine Vielzahl von Menschen im Dienstleistungssektor, sprich sei es in einem Supermarkt, Convient Store wie Lawson, 7-eleven usw., einer Shopping Mall, in Gesundheitsberufen wie beispielsweise Physiotherapie, Massage – nein, nicht die mit Happy End! –, in der Logistik wie Post, Paketdienste, Restaurants oder auch im produzierenden Gewerbe, wie beispielsweise Autofabriken, Pharma- oder Kosmetik usw. In den meisten dieser Jobs verdient der normale Japaner zwischen 700 und 1.200JPY was in etwa 7,- bis 12,- Euro entspricht. Ja ja, der Wechselkurs ist im Moment schlechter für die Japaner, aber es geht ja nur darum eine ungefähre Hausnummer zu haben! Bei vielen dieser Jobs ist es normal eine 6-Tage-Woche zu haben, wobei hier in Japan nicht wirklich ein freier Sonntag existiert. Im Prinzip gibt es hier 7 Tage die Woche geschäftiges Treiben. In der Stadt ist kein Geschäft geschlossen Sonntags.
Als Beispiel nehme ich mal einen Auslieferungsfahrer von Coca Cola, der die Vending Machines befüllt. Der hat täglich eine Arbeitszeit von 7:30 bis 16:30 Uhr, was nach Abzug seiner 30min Pause 8,5 Stunden macht. Die Fahrer haben eine 6-Tage-Woche und 12 bis 15 Tage Urlaub im Jahr. Ja, schon richtig gelesen! Urlaub in Japan ist bei der breiten Masse zwischen 10 und 20 Tagen im Jahr, wobei die meisten nicht mal am Stück eine Woche nehmen dürfen. Daher sind hier Kurztrips äußerst beliebt. Ach so, und ein Feiertag bedeutet nicht automatisch, dass der dann auch für einen selber gilt! Für manche Firmen oder Geschäfte ist dies ein normaler Tag und es gibt für diese Tage auch keinen Ausgleich.
Das bedeutet für den Verdienst folgendes, wenn ich wieder auf den Auslieferungsfahrer von Coca Cola zurückkommen darf, der übrigens einen Stundenlohn von 1.100JPY hat, 8,5 Stunden am Tag arbeitet und das 6-Tage die Woche, dass dieser 224.400JPY verdient, sprich grob 2.200,- Euro vor Steuer versteht sich.
Ach, ganz vergessen hab ich, dass verdient er nur wenn er keinen Urlaub hat. Urlaub heißt kein Geld, genauso wie Krank sein. Krank sein heißt nix verdienen!
Leben in Japan
Was das Leben angeht, weiß ich gar nicht so recht wo ich anfangen soll und auf was ich das beschränken soll!? Ich fang mal bei Lebensmitteln an! Beispielsweise kostet in Deutschland ein großer Pack Sandwichbrot um die € 1,79. Hier in Japan bezahlt man für 4, 5 oder 6 Scheiben – Gewicht ist dasselbe – wenn man günstiges bekomm 78JPY normal sind aber zwischen 150 und 180JPY. Ich rechne übrigens immer € 1,- entspricht 100JPY … macht es einfacher. Milch kostet hier in der billigen Variante 148JPY. Fleisch zum Beispiel vom Schwein, geht hier nicht unbedingt nach Gewicht aber es war grob ein Kilo macht dann 680JPY. Reis ist hier extrem teuer! ich habe sehr günstigen gekauft und für 900g 450JPY bezahlt. Da es hier eines der Grundnahrungsmittel ist, finde ich die Preise schon heftig.
Ausgehen ist auch nicht gerade billig! Mal so in den Zappelbunker: 2.000JPY Eintritt, Bier 600JPY, Longdrink 700 bis 1.000JPY. Essen gehen pro Kopf knapp 2.000 bis 4.000JPY. Ok, man kann auch ganz billige Sachen bekommen, aber ich spreche jetzt von vernünftigen Futter und das ist noch nicht mal was Besonderes wie zum Beispiel Kobe-Steak was bei einem 150g Stücken um die 6.500JPY liegt.
Aber kommen wir mal zum Thema Wohnung! Das meiner Meinung nach interessanteste Thema, da es wirklich viel anders als in Europa ist. Dazu muss ich aber ein kleines bisschen ausholen!
Die Raumgrößen orientieren sich an der Größe einer Tatami-Matte (
http://de.wikipedia.org/wiki/Tatami). Es wird das Flächenmaß jō verwendet, was in etwa 1,64qm entspricht. Ein japanisches Standardzimmer ist 6 jō groß, also ungefähr 10m². Prinzipiell sieht die Verlegung der Matten wie folgt aus:
Dadurch ergeben sich auch die typischen Schnitte der japanischen Wohnungen.
Der Japaner wohnt gewöhnlich in Wohnungen um die 1 bis 2 Zimmer auf ungefähr 30 bis 50qm. Wobei das im Prinzip die gesamte Fläche des Appartements ist, sprich inkl. aller Flächen wie Bad, Flur, Abstellkammer oder was auch immer. Gewaltige Unterschiede gibt es definitiv bei der Ausstattung der Appartements wobei neuere meist mit Klimaanlage ausgestattet sind, eine Küche haben und eine Dusche mit Badewanne. Zu letzterem komme ich gleich noch. Da es in Japan keine Zentralheizungen gibt, übernimmt zum großen Teil die Klimaanlage auch die Heizungsfunktion, oder wenn es ein klassisches Appartement ist übernimmt die Aufgabe des Heizens der Kotatsu (
http://de.wikipedia.org/wiki/Kotatsu). Der Kotatsu besteht aus drei Teilen, da er meist in Räumen mit Tatami-Matten befindet in dem man auf dem Boden sitzt, besteht er aus einem niedrigen Tischgestell an dem eine elektrische Heizung befestigt ist, einer großen Decke und der Tischplatte. Man selber rutscht nun so weit möglich unter die Decke und wärmt sich so. Oft finden sich dann in anderen Räumen noch zusätzliche elektrische Heizer oder ganz selten auch Ölöfen.
Der Grund das es keine Zentralheizung gibt, ist recht einfach erklärt: Durch ständige Erdbeben egal welcher Stärke wären die Heizungen bzw. die Rohre gefährdet zu reißen. Ok, heute nicht mehr so stark, da es ja auch für Heizungen mittlerweile Kunststoffrohre gibt, aber Fußbodenheizungen beispielsweise kommen erst recht langsam in Mode und sind auch verhältnismäßig teuer.
Das in Japan im Sommer eher heiß und im Winter auch schon mal gut kalt wird, erklärt sich warum die Wohnungen oder Häuser so klein sind: Es ist kostengünstiger kleine Wohnungen oder Häuser zu kühlen bzw. zu heizen. Auch ist Grund in Japan reichlich teuer. Das will ich auch nicht abstreiten! Zum Beispiel kostet hier in Himeji ein Grundstück von 150qm ungefähr 150.000,- Euro, wobei ein Häuschen mit knapp 100-120qm Wohnfläche (gerechnet nach deutschem Standard für die Wohnfläche) auf knapp 300.000,- Euro kommt. Nicht gerade eine Schnäppchen.
Aber schauen wir uns doch mal ein paar Beispiele an und ich erkläre die dann näher:
Dies ist eine typische kleine Wohnung in Himeji. Es ist eine 1LDK wobei LDK für Living Dinning Kitchen steht, also Leben, Essen und Küche – für die die Englisch nicht so bewandert sind. Und die ‚1‘ bedeutet, dass es noch ein weiteres Zimmer gibt. In diesem Fall sogar ein Tatami-Raum mit 4,5 jō was ungefähr 7,5qm entspricht. Der große Raum ist mit 9 jō etwa 15qm groß und die Wohnung hat sogar einen Balkon. Ein Balkon bedeutet in Japan, dass man einen Platz hat um Wäsche zu trocken. Wenn ihr bei dem Tatami-Raum schaut ist ein rosafarbener Schrank zu sehen. Das ist eines der besten Dinge an japanischen Wohnungen oder Häusern: Sie haben einen eingebauten Kleiderschrank und das gilt eigentlich ausnahmslos für alle Zimmer, die als Schlafplätze genutzt werden könnten.
Die Wohnung hier kommt auf knapp 500,- Euro im Monat, dazu kommt eine Provision für den Makler, eine Kaution in Höhe von 500,- Euro und die sogenannte Key Money von 1.000,- Euro hier, was im Prinzip einer Provision für den Hausbesitzer darstellt, da man das Geld nach Auszug nicht wieder bekommt. Das ist wie die Provision weg.
Hier noch ein paar Bilder von der Wohnung:
Ja, das ist die Dusche mit Badewanne. Die Badewanne ist zwar kurz aber sehr tief. Ich habe mich immer gefragt was das soll und habe von meinem Chef erklärt bekommen, dass das der Sicherheit dient. Ich hab erst nicht verstanden was damit gemeint ist und er hat mir dann erklärt, dass man in der Badewanne nicht ertrinken kann – ok, vielleicht ein Baby oder Kleinkind oder Kopfüber – aber prinzipiell kannst Du nie zu tief in die Wanne rutschen und das ist wichtig bei den Japanern, da die in jeder Lage und überall ein Nickerchen machen.
Das ist ein sogenanntes Washlet, d.h. die Klobrille kann vorne und hinten waschen und trocknen. Nein, kein Witz! Und ja ich hab’s ausprobiert
Cool ist die Lösung wenn man spült, läuft das neueinlaufende Wasser erst durch den Wasserhahn am Waschbecken, man kann sich die Hände waschen und das Wasser wird für die nächste Spülung verwendet. Eigentlich was zum Wassersparen in einem Land was normal an jeder Ecke Wasser verschwendet. Ok, Insel halt! Der Ozean trocknet so schnell nicht aus!
Der Tatami-Raum mit eingebautem Kleiderschrank.
Balkon mit blendender Aussicht